Lehrveranstaltungen

Uni Bremen Wintersemester 2023

  • BA-Seminar Poetiken und Theorien des Dramas
  • BA-Seminar Authentizität
  • BA-Seminar Poetik und Hermeneutik Künstlicher Intelligenz

Studienstiftung 09/23

  • AG Politische Inszenierung von Authentizität (Sommerakademie der Studienstiftung des deutschen Volkes in Annecy, gemeinsam mit Prof. Dr. Julian Müller)

RUG 22/23

  • BA-Seminar Sprachspezifisches Modul Deutsch 2
  • BA-Seminar The Early Modern European Continuum
  • BA-Seminar Applied Sociology of Literature
  • BA-Seminar The Discovery of the Self

RUG 21/22

  • BA-Seminar Thinking Culture
  • BA-Seminar Deutsche Literatur und Kultur 1
  • BA-Vorlesung und Begleitseminar Applied Sociology of Literature
  • BA-Seminar The Discovery of the Self
  • BA-Seminar Literary Culture in Pre-Modern Europe 1
  • BA-Seminar Sprachspezifisches Modul Deutsch 2

RUG 20/21

  • BA-Vorlesung und Begleitseminar Applied Sociology of Literature
  • BA-Seminar The Discovery of the Self
  • BA-Seminar Literary Culture in Pre-Modern Europe 1
  • BA-Seminar Eurolab 1b
  • BA-Seminar Thinking Culture
  • BA-Seminar Sprachspezifisches Modul Deutsch 2

RUG 19/20

  • BA-Seminar The Discovery of the Self (mit Alberto Godioli, PhD)
  • BA-Seminar Reading, Watching, Looking
  • BA-Seminar Literary Culture in Pre-Modern Europe 1
  • BA-Seminar Eurolab 1a
  • BA-Seminar Texts and Contexts
  • BA-Seminar Thinking Culture
  • BA-Seminar Deutsche Literatur und Kultur 1

LMU Sommersemester 19

PS Ironie für Germanisten

‚Ironie‘ ist einer der wenigen Begriffe aus der Geschichte der deutschen Literatur, die es zu weltliterarischer Bedeutung gebracht haben. Diese Bedeutung verdankt die Germanistik vor allem den Theorien der deutschen Frühromantik: Zwar war ‚Ironie‘ schon seit der Antike bekannt als rhetorische Trope, bei der das Gegenteil des eigentlich Gemeinten gesagt wird, und als sokratische Gesprächstechnik, mit der ein scheinbar unwissender Fragender einen didaktischen Zweck verfolgt. Doch erst die Frühromantik entwarf einen Begriff der Ironie, der sie zur Grundlage von moderner Literatur und Kunst, ja sogar von Leben und Erkenntnis in der Moderne erhob. Bis in die gegenwärtigen Debatten um Poststrukturalismus und Neuen Realismus spielt der Begriff der Ironie eine Schlüsselrolle.

In dem Seminar werden wir verschiedene Ironiebegriffe diskutieren (z.B. rhetorische, sokratische, dramatische, tragische und romantische Ironie) und dabei auch auf die Kritik an diesen Begriffen eingehen. Da wir auf zumeist sehr komplexe theoretische, philosophische und poetologische Texte angewiesen sind, wird von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Bereitschaft erwartet, sich auf schwierige Lektüren einzulassen.

Semesterplan PS Ironie

HS Authentizität

Mit dem Ende der Postmoderne ist der Begriff der Authentizität zu einem Imperativ individueller Lebensführung geworden. Wer sich selbst mitteilt, steht unter dem Erwartungsdruck, ‚authentisch‘ zu kommunizieren – egal ob im Freundeskreis oder der Politik, in sozialen Netzwerken oder im Reality TV, in der ästhetischen Performance oder im juristischen Geständnis. Das mutet den Subjekten einen schwer aufzulösenden Widerspruch zu: Wie kann man authentisch sein, wenn Authentizität nie unvermittelt, sondern nur als Effekt von Inszenierungen auftritt?

In dem Seminar wollen wir den Authentizitätsdiskurs historisch und systematisch untersuchen und nach seinen Funktionen und Problemen hinterfragen. Im ersten Teil werden wir die Geschichte von ‚Authentizität‘ als ästhetischem Grundbegriff nachzeichnen – von seinen semantischen Ursprüngen (‚authentisch‘ bezieht sich ursprünglich auf den Urheber eines Textes, dann die Originalität eines Kunstwerkes) über seine Moralisierung in der Aufklärung (die Forderung an das autonome Individuum zur Authentizität), bis zu Adornos Idealisierung des authentischen Kunstwerks (als wahrhaftiges, nicht affirmatives Werk) und der Infragestellung des Konzepts in Systemtheorie und Dekonstruktion. Im zweiten Teil werden wir empirische Formen von Authentizitätseffekten untersuchen, beispielsweise in Literatur und Theater der Gegenwart, in autobiographischen Narrativen oder im politischen Diskurs.

Das Seminar wird als interdisziplinäre Veranstaltung von Sozial-, Literatur-, Kultur und Medienwissenschaft angeboten. Zur Vertiefung findet im Anschluss an das Seminar ein optionaler Lektürekurs statt.

Seminarplan Authentizität

LK Lektürekurs zum Hauptseminar Authentizität

Der Lektürekurs richtet sich an Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Hauptseminars „Authentizität“, an dessen Anschluss es stattfindet. Eine Teilnahme ohne Besuch des zugehörigen Hauptseminars ist nicht sinnvoll.

LMU Wintersemester 18/19

ES Einführung in die Neuere deutsche Literaturwissenschaft (4-stündig)

Das Einführungsseminar vermittelt die Grundlagen der Neueren deutschen Literaturwissenschaft und übt sie anhand ausgewählter Beispiele der Literaturgeschichte ein.

LK Peter Szondi

Peter Szondi war einer der einflussreichsten Literaturwissenschaftler der Nachkriegszeit, der insbesondere unsere Vorstellung des Tragischen und des modernen Dramas maßgeblich geprägt hat. In dem Lektürekurs wollen wir eine Auswahl seiner wichtigsten Schriften diskutieren und dabei vor allem die Frage nach ihrer Aktualität stellen.

LMU Sommersemester 17

Hauptseminar und Lektürekurs: Mediengeschichte der 'vierten Wand'

Im Jahr 1758 stellte Denis Diderot eine berühmte Forderung auf: „Man denke also, sowohl während dem Schreiben, als während dem Spielen, an den Zuschauer eben so wenig, als ob gar keiner da wäre. Man stelle sich an dem äussersten Rande der Bühne eine grosse Mauer vor, durch die das Parterr abgesondert wird. Man spiele, als ob der Vorhang nicht aufgezogen würde.“

Diese Bemerkung setzt eine eigentümliche Dialektik in Gang, die sich bis heute fortsetzt. Einerseits gibt es ästhetische Konzepte, die eine solche ‚Vierte Wand‘ zur Abgenzung eines mimetischen Illusionsraumes errichten und verteidigen, andererseits gibt es Versuche, sie zu durchbrechen und das Publikum in das Geschehen miteinzubeziehen. Beide Richtungen finden sich in den unterschiedlichsten Medien: etwa im Theater, im Film, in der bildenden Kunst, im Comic und im Computerspiel.

Im Seminar wollen wir Theorie und Geschichte dieser doppelten Strategie diskutieren. Wir beschäftigen uns mit Stilen, die einem sehr starken Konzept der ‚vierten Wand‘ folgen (z.B. das Theater der Aufklärung und des Naturalismus, aber auch das Hollywood-Kino), wie auch mit Ästhetiken, die damit brechen (z.B. das romantische Drama, das Epische Theater und das postdramatische Theater).

PS Brechts Dramen

Die Bedeutung von Bertolt Brecht für die Dramengeschichte lässt sich sich kaum überschätzen. Bis heute gibt es Theater mit Brecht und Theater gegen Brecht, aber keines, das sich seiner Wirkung völlig entziehen könnte.

Im Seminar wollen wir uns mit Brechts Dramentheorie, vor allem mit dem Epischen Theater, auseinandersetzen und gemeinsam exemplarische Texte aus den verschiedenen Phasen seines Werks diskutieren.

Wintersemester 16/17

Arbeitsgruppe: Das Politische des Theaters: Elfriede Jelineks 'Die Schutzbefohlenen' im Kontext (Teil eines Studienstiftungs-Workshops an der Universität Würzburg)

Elfriede Jelineks Die Schutzbefohlenen ist das Stück der Stunde. Es bringt das Thema von Flucht und Exil auf die Bühne und macht es damit als ästhetisches Ereignis sichtbar. In der Arbeitsgruppe wollen diese theatrale Ästhetik nach ihren Möglichkeiten und Grenzen untersuchen, das Politische darzustellen. Wir werden dazu Texte zur Theorie von Ästhetik und dem Politischen (Jacques Rancière, Thomas Bedorf) und zum postdramatischen Theater (Hans-Thies Lehmann, Bernd Stegemann) diskutieren sowie den Unterschieden der Inszenierungen und den intertextuellen Bezügen von Jelineks Stück (v.a. zu Aischylos’ Die Schutzflehenden) nachgehen.

LMU Sommersemester 16

VL Poetiken und Theorien des Dramas

Die Vorlesung gibt einen Überblick der europäischen Gattungstheorien des Dramas von den Anfängen bis zur Gegenwart. Sie vermittelt dabei auch Grundlagen einer Geschichte der ästhetischen Theorie.

Ein besonderes Interesse der Veranstaltung liegt auf dem Drama der Moderne. Es sollen vor allem diejenigen Probleme zur Sprache kommen, die sich aus der Rede von einer ›Episierung des Theaters‹, einer ›Krise des Dramas‹ oder einem ›Postdramatischen Theater‹ für das Drama als literarische Gattung im 20. und 21. Jahrhundert ergeben haben, und die zuletzt eine »Kritik des Theaters« (Bernd Stegemann) auf den Plan gerufen haben.

Der Schwerpunkt der Vorlesung liegt auf den ›klassischen‹ Dramenpoetiken und -theorien von Aristoteles über Gottsched, Lessing und Schiller bis zu Brecht und dem ›Postdramatischen Theater‹ der Gegenwart.

Zur begleitenden und vertiefenden Lektüre ist empfohlen:

Peter Langemeyer (Hg.): Dramentheorie. Texte vom Barock bis zur Gegenwart. Stuttgart: Reclam 2011 (= RUB 18899).

Vorlesungsplan Dramentheorien

LK Lektürekurs zur Vorlesung Poetiken und Theorien des Dramas

In dem Lektürekurs diskutieren wir Texte, die in der Vorlesung behandelt werden. Er wird als Begleitkurs zur Vorlesung empfohlen.

Semesterplan Lektürekurs Dramenpoetik

HS Spiel im Spiel

So alt wie das Theater der Neuzeit ist auch der Einfall, das Theater selbst auf die Bühne zu holen. Bis in die Gegenwart hinein wird diese Technik des Metatheaters verwendet, um im Medium der Kunst über das Verhältnis von ›Kunst und Leben‹ (wie die Romantiker gesagt hätten) zu reflektieren.

Im Seminar wollen wir Szenen vom Spiel im Spiel in ausgewählten Dramen seit dem Barock analysieren und ihre ästhetische Funktion diskutieren. Dabei werden wir auch einen Blick auf das verwandte Phänomen ›Film im Film‹ werfen.

Literatur:

  • Shakespeare: Hamlet (1603)
  • Calderon: La vida es sueño/Das Leben ein Traum (1635)
  • Gryphius: Absurda Comica oder Herr Peter Squenz (1657)
  • Tieck: Der gestiefelte Kater (1797)
  • Pirandello: Sei personaggi in cerca d’autore/Sechs Personen suchen einen Autor (1921)
  • Brecht: Der kaukasische Kreidekreis (1948)
  • Weiss: Marat/Sade (1964)
  • Stoppard: Rosencrantz and Guildenstern Are Dead/Rosenkranz und Güldenstern (1966)

Seminarplan Spiel im Spiel

PS Frühromantik

Die Epoche der Frühromantik markiert einen Höhepunkt des deutschen Idealismus und der deutschen Dichtung zugleich, die sich in der Zeit um 1800 wechselseitig stark beeinflussen. Die jüngere Romantikforschung hat aber auch gezeigt, dass die Romantik auf eine Zeit verschiedenster Umbrüche reagiert: auf den sozialen Wandel im Zuge der französischen Revolution, auf die semantischen Umbrüche der ›Sattelzeit‹ um 1800 und auf die wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen im Zuge von Modernisierungsprozessen. Es ist wohl keine Übertreibung zu behaupten, dass sich moderne Literatur nur verstehen lässt, wenn man auf ihren Entstehungsmoment in der deutschen Frühromantik blickt.

In dem Proseminar wollen wir diese zentrale Epoche deutscher Literatur in ihrem Kontext diskutieren und dabei unter anderem auf Texte von Novalis, Ludwig Tieck, August Wilhelm und Friedrich Schlegel sowie Clemens Brentano eingehen, aber auch Gedanken von Johann Gottlieb Fichte, Friedrich Schleiermacher, Friedrich Wilhelm Schelling, Franz Anton Mesmer und Gotthilf Heinrich Schubert diskutieren.

Zur Einführung empfohlen:

Detlef Kremer/Andreas B. Kilcher: Romantik. Lehrbuch Germanistik. 4., aktual. Aufl. Stuttgart/Weimar: Metzler 2015.

Semesterplan PS Frühromantik

LMU Wintersemester 15/16

HS Politiken der (Un-)Sichtbarkeit (Basisseminar MKW, mit Prof. Dr. Judith Frömmer)

Seit Foucaults berühmter Analyse von Velazquez Gemälde Las Meninas, aber auch von  Jeremy Benthams Panoptikum beschäftigen sich die Medienkulturwissenschaften mit der Frage, wie visuelle Strukturen als Machtstrukturen wirken – von der Gefängnisarchitektur über die Sitzordnung in Klassenzimmern bis zu den Überwachungstechniken der Gegenwart. In der Analyse visueller Medien geht es seither verstärkt um die Fragen, wer wann was sehen und wer oder was sich der Beobachtung entziehen kann oder auch muss. Dabei scheint eine politische Dimension der Medien auf, deren Bedeutung gerade vor dem Hintergrund aktueller Überwachungsdebatten kaum überschätzt werden kann. Auf mitunter paradoxale Art und Weise setzen literarische Texte und andere Kunstwerke immer wieder das ins Szene, was sich der visuellen Wahrnehmung mehr oder weniger bewusst entzieht, nicht zuletzt um dessen Macht und Mächtigkeit auszustellen, aber auch zu durchkreuzen. Im Seminar wollen wir untersuchen, wie durch solche künstlerischen Verfahren des Ver- und Entbergens neue Politiken und Formen des Politischen, aber auch von Visualität ausgelotet werden können.

In dem Basisseminar werden wir theoretische Texte zu Politiken der (Un-)Sichtbarkeit diskutieren und anhand von ausgewählten Beispielen der Medienkulturgeschichte (vor allem im Roman und im Film) vertiefen.

Seminarplan Politiken der (Un-)Sichtbarkeit

ES Einführung in die Neuere deutsche Literaturwissenschaft (4-stündig)

Das Einführungsseminar vermittelt die Grundlagen der Neueren deutschen Literaturwissenschaft und übt sie anhand ausgewählter Beispiele der Literaturgeschichte ein.

LMU Sommersemester 15

HS Friedrich Kittler (Basisseminar MKW, mit Prof. Dr. Oliver Jahraus)

Friedrich Kittler (1943-2011) hat in den letzten Jahrzehnten eine der markantesten Positionen im Feld der Literatur-, Medien- und Kulturtheorie entwickelt, die von Anfang an umstritten war. Er selbst und einige seiner Bücher, z.B. seine Habilitationsschrift Aufschreibesysteme 1800 · 1900, mittlerweile schon in vierter Auflage erschienen, sind zum ‚Klassiker’ avanciert. Der Seminar folgt der Frage von Kittlers Gewährsmann Nietzsche, wie die Medien an unserem Denken mitschreiben, nutzt aber dabei die Texte Kittlers, um über seine vielfältigen theoretischen und literarhistorischen Interessen auf weiter gespannte Themenfelder der Literatur-, Medien- und Kulturtheorie auszugreifen, und an Texten, die für ihn wichtig waren (von C.F. Meyer bis zu Th. Pynchon), ebenso wie an ausgewählten anderen Texten zu diskutieren.

Literatur zur Einführung:

Geoffrey Winthrop-Young: Friedrich Kittler zur Einführung. Hamburg: Junius 2005.

Kittler_Seminarprogramm

HS Theorien der Kommunikation (mit Dr. Julian Müller)

Mit dem Kommunikationsbegriff taucht ab Mitte des 20. Jahrhunderts ein Begriff auf, der in der Soziologie ebenso diskutiert wird wie in der Sprachphilosophie und den Literatur- und Medientheorien, aber auch in Kybernetik und Biologie. Was dieser Begriff zu leisten vermag, ob er in der Lage ist, klassische soziologische Grundbegriffe wie ‚Handlung‘ oder ‚Interaktion‘ zu ersetzen, ob er eine Konkurrenz oder Ergänzung zum Medienbegriff darstellt, ob er Literatur auf der Basis von literarischer Kommunikation theoretisch fundieren kann, das versucht die Veranstaltung anhand von Texten aus verschiedenen Disziplinen zu diskutieren. Dabei sollen Autoren wie Mead, Parsons, Habermas, Luhmann und Goffman, aber auch Shannon, Wiener, Kittler, Flusser, Jakobson und Austin besprochen werden.

Literatur zur Einführung

Baecker, Dirk: Form und Formen der Kommunikation. Frankfurt a.M. 2005.

Baecker, Dirk: Kommunikation. In: Karlheinz Barck u.a. (Hg.): Ästhetische Grundbegriffe. Bd. 3. Stuttgart/Weimar 2001, S. 384-426.

Shannon, Claude E./Weaver, Warren: Mathematische Grundlagen der Informationstheorie. München 1976.

Luhmann, Niklas: »Was ist Kommunikation?«. In: Ders.: Soziologische Aufklärung 5. Wiesbaden 2005. 7-13.

Habermas, Jürgen: Theorie des kommunikativen Handelns. Frankfurt a.M. 1981.

TheorienDerKommunikation_Seminarprogramm

Lektürekurs Einübung in die Filmanalyse

Der Einfluss der Kultur- und Medienwissenschaften hat in den letzten Jahrzehnten dazu geführt, dass immer mehr Literaturwissenschaftler Probleme erforschen, für die sie nicht nur Literatur, sondern auch Filme untersuchen müssen. Damit sind sie mit dem methodischen Problem konfrontiert, dass der Film als eigenständiges Medium nicht mit dem etablierten philologischen Begriffsarsenal analysiert werden kann.

Der Kurs setzt sich zum Ziel, die Grundbegriffe einer medienspezifischen Filmanalyse zu vermitteln und anhand von Beispielanalysen einzuüben. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Frage, welche konkreten Funktionen diese Mittel für den jeweiligen Film erfüllen.

Textgrundlage ist der ‚Klassiker‘ der neoformalistischen Filmanalyse:

David Bordwell/Kristin Thompson: Film Art. An Introduction. 9. Aufl. New York: McGraw-Hill 2010 (die Auflagen weichen teils stark voneinander ab; dennoch sind die neueren Auflagen gleichermaßen zur Verwendung im Kurs geeignet)

Im Lektürekurs sollen aber auch die Probleme und Grenzen dieses Ansatzes zur Sprache kommen.

Filmanalyse_Seminarprogramm

LMU Wintersemester 14/15

HS Recht und Literatur

In den letzten Jahren hat das Forschungsgebiet „Recht und Literatur“ ein wachsendes Interesse von Literatur-, Kultur- und Rechtswissenschaftlern auf sich gezogen. Die Forschungsergebnisse zeigen, wie eng literarische und juristische Diskurse aufeinander bezogen sind. An der Schnittstelle von Recht und Literatur werden Themen behandelt, die für die soziale Ordnung zentral sind: Kann Folter legitim sein? Was beweisen Indizien? Wann ist ein Täter zurechnungsfähig? Gibt es ein gerechtes Recht? Wozu straft das Gesetz? Wie funktioniert Detektion? usw.

Im Seminar wollen wir diese und andere Themen ausgehend von exemplarischen Lektüren diskutieren, von der frühneuzeitlichen Kolportageliteratur bis zur BBC-Serie Sherlock. Neben Texten von kanonischen Autoren wie Pitaval, Schiller, Kleist, Büchner, Melville und Kafka werden wir auch einige weniger bekannte Texte besprechen und dabei beispielsweise auf kriminalistische, psychiatrische und rechtstheoretische Diskussionen eingehen.

Im Seminar werden keine Referate gehalten. Das bedeutet für die Teilnehmer allerdings eher mehr als weniger Arbeit, weil es umso wichtiger ist, dass sich alle auf jede Sitzung gründlich vorbereiten und aktiv an der Diskussion beteiligen. Außerdem wird von den Teilnehmern erwartet, dass sie zu jeder Sitzung kurze Kommentare über die zu lesenden Texte schreiben.

Literatur zur Einführung:

Vogt, Jochen (Hg.): Der Kriminalroman. Zur Theorie und Geschichte einer Gattung. 2 Bände. München: Fink 1971 (=UTB 81/82).

Ders. (Hg.): Der Kriminalroman. Poetik – Theorie – Geschichte. München: Fink 1998. (Veränderte Textauswahl der Ausgabe von 1971.)

Weitin, Thomas: Recht und Literatur. Münster: Aschendorff 2010.

RechtUndLiteratur_Seminarprogramm

ES Einführung in die Neuere deutsche Literaturwissenschaft (4-stündig)

Das Einführungsseminar vermittelt die Grundlagen der Neueren deutschen Literaturwissenschaft und übt sie anhand ausgewählter Beispiele der Literaturgeschichte ein.

LMU Sommersemester 14

PS Einführung in die Literatur der Neuen Sachlichkeit

Die Epoche der Neuen Sachlichkeit (1920-1933) markiert die letzte Phase der klassischen Moderne. Im Spannungsfeld vom Krisendiskurs der Weimarer Republik und den roaring twenties stellt sie ein besonders interessantes Experimentierfeld dieser Moderne dar. Dabei entwickelt sie das nüchtern-distanzierte Menschenbild einer ‚kalten persona‘, das dem ‚aufgeheizten‘ Typus des expressionistischen Menschen entgegensteht: Ihr Held ist der Angestellte in einer modernen, bürokratischen Gesellschaft.

Im Seminar wollen wir zentrale Texte der Neuen Sachlichkeit gemeinsam besprechen, und zwar die Romane Menschen im Hotel (Vicki Baum), Der Gang vor die Hunde (Erich Kästner, Urfassung des Fabian), Das kunstseidene Mädchen (Irmgard Keun), Im Westen nichts Neues (Erich Maria Remarque), außerdem das Drama Hoppla, wir leben! (Ernst Toller), ausgewählte Reportagen aus Der rasende Reporter (Egon Erwin Kisch) sowie ausgewählte Gedichte (Brecht, Tucholsky). Im Interesse einer guten gemeinsamen Diskussion sollten die Teilnehmer/innen schon vor der ersten Sitzung mit der Lektüre dieser Primärtexte begonnen haben.

Literatur zur Einführung:

Johannes G. Pankau: Einführung in die Literatur der Neuen Sachlichkeit. Darmstadt: wbg 2010.

Zur Vertiefung:

Sabina Becker: Neue Sachlichkeit. 2 Bände. Köln u.a.: Böhlau 2000.

Helmut Lethen: Verhaltenslehren der Kälte. Lebensversuche zwischen den Kriegen. Frankfurt/M.: Suhrkamp 1994.
NeueSachlichkeit_Seminarprogramm

PS Soziologische Ansätze in der Literaturwissenschaft

Wer sich schon einmal darüber gewundert hat, dass bei einem Bundesligaspiel so selten Hölderlin zitiert wird und in einer Theateraufführung so wenige Fanschals im Publikum zu finden sind, der hat bereits den ersten Schritt zu einem soziologischen Ansatz der Literaturwissenschaft gemacht. Denn diese Ansätze stellen die grundlegende Frage, wie sich Gesellschaft und Literatur zueinander verhalten: Welche sozialen Probleme versucht Literatur zu lösen? Welche gesellschaftliche Funktion erfüllt ein Kunstgeschmack? Wie konkretisieren sich gesellschaftlichen Machtstrukturen in literarischen Texten? Wie beeinflusst die Literatur ihrerseits die Gesellschaft – etwa unsere Vorstellungen von Moral, Liebe, Wissen usw.? Und warum erfindet die Romantik eine Ästhetik, die so tut, als wäre Literatur völlig von der Gesellschaft gelöst?

In dem Seminar wollen wir einige einflussreiche Ansätze besprechen, die sich (in einem weiten Verständnis) als soziologisch auffassen lassen. Dazu diskutieren wir Texte von Karl Marx, Georg Lukács, Theodor W. Adorno, Siegfried J. Schmidt, Niklas Luhmann, Michel Foucault und Pierre Bourdieu. Das Seminar soll auf diese Weise in wichtige Grundlagen der Literatur- und Kulturtheorie einführen und richtet sich vor allem an Studierende, die ein Interesse an theoretischen Grundlagenfragen mitbringen.
SoziologischeAnsaetze_Seminarprogramm

LMU Wintersemester 13/14

HS Medienpoetiken in der Weimarer Republik

Nach einem berühmten Zitat des Diplomaten George F. Kennan war der Erste Weltkrieg die „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“. Auf den sozialen Wandel in Deutschland wirkte die Niederlage wie ein Katalysator, der den Untergang des Bürgertums als herrschender Gesellschaftsschicht erheblich beschleunigte. Weil aber die Literatur im 19. Jahrhundert die zentrale kulturelle Ausdrucksform des Bildungsbürgertums war, stürzte der Verlust des politischen Einflusses die Literatur selbst in eine Krise. In den poetologischen Debatten zwischen den Kriegen ging es daher immer wieder um apokalyptische Szenarien: um eine existentielle ‚Krise des Romans‘, einen ‚Untergang des Theaters‘ oder einen ‚Tod der Lyrik‘.

Dieser Untergangssemantik des traditionellen Mediums der Literatur stand jedoch der rapide Aufstieg neuer Medien entgegen. So ermöglichten etwa der Tonfilm, der Hörfunk oder die Kleinbildfotografie neue ästhetische Verfahren, erreichten damit eine Millionenöffentlichkeit und stellten die Weichen für ein modernes Mediensystem. Die Medienpoetiken der Weimarer Republik eröffnen damit letztlich einen Blick auf die Medien unserer eigenen Gegenwart.

Im Seminar wollen wir diskutieren, welche ästhetischen Verfahren durch die neuen Medien geschaffen wurden, wie das Medium der Literatur auf diese Veränderungen reagierte (denn die ‚Krise‘ war höchst produktiv!) und welcher kulturelle Wandel sich in den Medienpoetiken spiegelt. Dabei werden wir uns mit bekannten Autoren auseinandersetzen, beispielsweise mit Theorien von Walter Benjamin, Bertolt Brecht, Hermann Broch, Alfred Döblin, Siegfried Kracauer, Georg Lukács und Robert Musil, aber auch weniger bekannte Positionen der Medienpoetik diskutieren.

Literatur:

Georg Lukács: Die Theorie des Romans. Ein geschichtsphilosophischer Versuch über die Formen der großen Epik [1916]. Bielefeld: Aisthesis 2009 (= Werkauswahl Bd. 2).
Anton Kaes (Hg.): Weimarer Republik. Manifeste und Dokumente zur deutschen Literatur 1918–1933. Stuttgart: Metzler 1983.
Albert Kümmel/Petra Löffler (Hg.): Medientheorie 1888–1933. Texte und Kommentare. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2002 (= stw 1604).
Vgl. außerdem die Reclam-Bände zu „Romantheorie“, „Dramentheorie“, „Lyriktheorie“, „Medientheorie“, „Theorie des Films“ und „Theorie der Fotografie“.
Medienpoetiken_Seminarprogramm

Medienpoetiken_Seminartexte

ES Einführung in die Neuere deutsche Literaturwissenschaft (4-stündig)

Das Einführungsseminar vermittelt die Grundlagen der Neueren deutschen Literaturwissenschaft und übt sie anhand ausgewählter Beispiele der Literaturgeschichte ein.

VL Einführung in die Gattungsgeschichte erzählender Literatur (eine Sitzung im Rahmen der Ringvorlesung)

Ringvorlesung: „NdL für Deutsch im Rahmen der Fächergruppendidaktik“.
VL_Erzaehlgattungen

LMU Sommersemester 13

PS "Das Janusgesicht der Moderne". Die Lyrik Gottfried Benns und Bertolt Brechts im Vergleich

Wenn es ein einziges epochentypisches Merkmal der Klassischen Moderne gibt, dann ist es gerade das Fehlen eines solchen Merkmals. Die Moderne ist vor allem eine Zeit der Widersprüche und Gegensätze – von ästhetischen Stilen, politischen Ideologien, lebenspraktischen Ethiken usw. Im Seminar wollen wir mit Gottfried Benn und Bertolt Brecht zwei herausragende deutschsprachige Autoren der Klassischen Moderne lesen, die gerade in ihrer Gegensätzlichkeit repräsentativ für ihre Zeit sind. Wir werden diskutieren, was diese beiden Autoren in ihrer Lyrik über die Moderne zu sagen haben, ausgewählte Gedichte textnah besprechen und überlegen, ob und warum „ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist“ (Brecht), was eigentlich so schlimm daran ist, einen „neuen Gedanken […] nicht in einen Hölderlinvers einwickeln“ zu können (Benn), und weshalb ein Germanistikstudent, nachdem er Benn und Brecht vor dem Kleistgrab am Wannsee belauscht hat, sich in Maschinenbau einschreibt.

Zur Anschaffung sind folgende Ausgaben empfohlen:

Gottfried Benn: Gedichte. In der Fassung der Erstdrucke. Hg. v. Bruno Hillebrand. Frankfurt am Main: Fischer 2006 (12,00 EUR)
Bertolt Brecht: Die Gedichte. Hg. v. Jan Knopf. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2007 (19,80 EUR)
BennBrecht_Seminarprogramm

ES Einführung in die Neuere deutsche Literaturwissenschaft (4-stündig)

Das Einführungsseminar vermittelt die Grundlagen der Neueren deutschen Literaturwissenschaft und übt sie anhand ausgewählter Beispiele der Literaturgeschichte ein.
ES13_Seminarprogramm

LMU Wintersemester 12/13

PS Erzählprobleme im Roman der Klassischen Moderne

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gerät der Roman in eine Krise. Das Ende des bürgerlichen Realis­mus in der Ästhetik, die Historisierung des Wissens in der Philosophie, die Dezen­trierung des Subjekts in der Psychologie und die Katastrophe des Ersten Weltkriegs in der Politik markieren epochale Brüche, die es offenbar unmöglich gemacht haben, weiter mit den narra­tiven Mitteln des 19. Jahrhunderts zu erzählen. Im Seminar wollen wir am Beispiel von vier Romanen aus der Zeit der Weimarer Republik (und vier der bedeutendsten Romane des 20. Jahrhunderts in deutscher Sprache) untersuchen, wie dieses Erzählproblem gelöst wird und was für ein Typus von Moderne in den 1920er Jahren eigentlich entsteht.

Da die vier Romane recht umfangreich sind, müssen die Seminarteilnehmer bereit sein, ein relativ großes Lektürepensum zu bewältigen, um zumindest einen umfassenden Leseeindruck der Texte zu bekommen. Zur ersten Sitzung sollen aus jedem Roman daher die ersten 100-200 Seiten gelesen sein. Im Lauf des Semesters müssen dann alle Teilnehmer mindestens einen der Romane vollständig lesen. Für die Textanalyse im Seminar werden wir jeweils repräsen­tative Abschnitte auswählen.

Literatur:

Thomas Mann: Der Zauberberg. Roman. In der Fassung der Großen kommentierten Frankfurter Ausgabe. Frankfurt am Main: Fischer 2012 (Fischer Taschenbuch Nr. 90416).
Alfred Döblin: Berlin Alexanderplatz. Die Geschichte von Franz Biberkopf. München: dtv 1965 u.ö. (dtv Nr. 295)
Robert Musil: Der Mann ohne Eigenschaften. Roman. 2 Bände. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1987 u.ö. (rororo Nr. 13462 und Nr. 13463)
Hermann Broch: Die Schlafwandler. Eine Romantrilogie. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1994 (st Nr. 2363)
Moderner_Roman_Seminarprogramm

PS Literarischer Kanon und kulturelles Gedächtnis

„Die Macht der Literaturwissenschaft“, schrieb Renate von Heydebrand 1998, „ist im wesentlichen Deutungsmacht.“ Gerade ein Fach wie die Neuere deutsche Literaturwissenschaft bezog daraus ihre Legitimation. Immerhin war es im 19. und 20. Jahrhundert vor allem der literarischeKanon, der das „kulturelle Gedächtnis“ (Jan Assmann) formatiert und verfügbar gemacht hat.

Folgt man dem Soziologen Alois Hahn, ist es aber in einer pluralisierten, modernen Gesellschaft immer schwieriger geworden, einen für alle verbindlichen Kanon zu postulieren. Und für unsere Gegenwart kann man sich tatsächlich fragen, ob wir überhaupt noch einen literarischen Kanon benötigen und was gegebenenfalls dazu gehören soll. Muss man Die Wahlverwandtschaften kennen oder doch eher How I Met Your Mother?

Im Seminar wollen wir zwei Theorien diskutieren, die für diese Diskussion zentral sind, nämlich die Theorie des Kanons und die Theorie des kulturellen Gedächtnisses. Diese beiden Theorien führen in eine der Kerndiskussionen der Literatur- und Kulturwissenschaften seit den 1990er Jahren. Dabei geht es letztlich um eine Grundsatzfrage: Warum studieren wir überhaupt Literatur- und Kulturwissenschaft?

Von den Teilnehmern wird erwartet, dass sie zur Vorbereitung regelmäßig (kurze) Exzerpte oder Kommentare zu einzelnen Textstellen verfassen, die als Grundlage für die Seminardiskussion sowie für die Hausarbeit bzw. als Thesenpapier dienen.

Literatur zur Einführung:

Assmann, Jan: Das kulturelle Gedächtnis. Schrift, Erinnerung und politische Identität in frühen Hochkulturen. München: Beck 1992.
Hahn, Alois: Kanonisierungsstile. In: Aleida und Jan Assmann (Hg.): Kanon und Zensur. Beiträge zur Archäologie der literarischen Kommunikation II. München: Fink 1987, S. 28-37.
Heydebrand, Renate von (Hg.): Kanon Macht Kultur. Theoretische, historische und soziale Aspekte ästhetischer Kanonbildungen. Stuttgart/Weimar: Metzler 1998.
Kanon_Seminarprogramm

LMU Sommersemester 12

PS Autonomieästhetik

Die Vorstellung, dass Kunst autonom sei, ist grundlegend für das Kunstverständnis in Klassik und Romantik und bis heute eines der einflussreichsten ästhetischen Konzepte. ›Autonomieästhetik‹ meint die Idee, dass Kunst kein Mittel für moralische, religiöse, politische oder sonstige Zwecke ist. Warum aber wird dieser Gedanke ausgerechnet zur Zeit der Französischen Revolution populär, wo doch gerade Politik das zentrale Thema ist?

Im Seminar wollen wir die Konzeption einer autonomen Kunst diskutieren, wie sie in theoretischen und literarischen Texten der Goethezeit (bei Moritz, Kant, Schiller, Goethe, Fr. Schlegel, Jean Paul) entfaltet und problematisiert wird. Die leitende Frage wird lauten, welche Funktionen diese Vorstellung in den jeweiligen ästhetischen Konzepten erfüllt.

Von den Teilnehmern wird erwartet, dass sie zur Vorbereitung regelmäßig (kurze) Kommentare zu den Primärtexten verfassen, die als Grundlage für die Seminardiskussion sowie für die Hausarbeit bzw. das Portfolio dienen.

Literatur zur Vorbereitung:

Friedrich Wolfzettel/Michael Einfalt: Autonomie. In: Karlheinz Barck (Hg.): Ästhetische Grundbegriffe. Bd.1. Stuttgart/Weimar: Metzler 2000, S.431-479 [zur Einführung in das Thema]Wolfgang Wittkowski (Hg.): Revolution und Autonomie. Deutsche Autonomieästhetik im Zeitalter der Französischen Revolution. Ein Symposium. Niemeyer: Tübingen 1990
Friedrich Schiller: Theoretische Schriften. Hg. von Rolf-Peter Janz. Frankfurt am Main: DKV 2008 (= DKV im Taschenbuch 32)
Autonomieaesthetik_Seminarprogramm

PS Grimmelshausen: 'Simplicissimus'

Grimmelshausens Roman Der abentheurliche Simplicissimus Teutsch aus dem Jahr 1668 ist einer der frühen großen Klassiker der Neueren deutschen Literatur. Doch auch abgesehen von seiner weltliterarischen Bedeutung ist er ein hochgradig faszinierender und unterhaltsamer Text. Im Seminar wollen wir die fünf Bücher des Romans sowie die Continuatiogemeinsam diskutieren und auf verschiedene Aspekte des Werks eingehen: beispielsweise auf den sozialgeschichtlichen Kontext des Dreißigjährigen Krieges, auf den Schelm als literarische Figur, auf die Möglichkeit und Problematik satirischen Erzählens und auf die Praxis allegorischer Interpretationen.

Von den Teilnehmern wird erwartet, dass sie zur Vorbereitung regelmäßig (kurze) Kommentare zu einzelnen Textstellen des Romans verfassen, die als Grundlage für die Seminardiskussion sowie für die Hausarbeit bzw. das Portfolio dienen.

Zur Anschaffung wird folgende Ausgabe empfohlen, die Sie möglichst vor Beginn des Seminars gelesen haben sollten:

Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen: Simplicissimus Teutsch. Hg. von Dieter Breuer. Frankfurt am Main: DKV 2005 (= DKV im Taschenbuch 2)

Zur Einführung lohnt sich beispielsweise:

Volker Meid: Grimmelshausen. Epoche – Werk – Wirkung. München: Beck 1984
Simplicissimus_Seminarprogramm

PS Kriminalliteratur um 1800

»In der ganzen Geschichte des Menschen«, so beginnt Schillers Verbrecher aus Infamie (1786), »ist kein Kapitel unterrichtender für Herz und Geist als die Annalen seiner Verirrungen.« Schiller steht damit am Anfang einer literarischen Mode, die sich mit Vorliebe kriminalistischen Stoffen widmet. Es sind insbesondere Erzählungen um 1800, die solche Fallgeschichten aufgreifen, um medizinisch-anthropologische, psychologische, juristische und ästhetische Fragen zu verhandeln. Die Kriminalliteratur ist daher besonders geeignet, um zu untersuchen, wie um 1800 ein neues Wissen vom Menschen entsteht. In dem Seminar wollen wir dieses Thema anhand exemplarischer Texte diskutieren. Dazu zählen Fälle aus Pitavals Causes célèbres und Meißners Skizzen ebenso wie Schillers Verbrecher aus Infamie, Kleists Der Zweikampf, Hoffmanns Das Fräulein von Scuderi und Büchners Woyzeck bis hin zu Poes The Murders in the Rue Morgue.

Von den Teilnehmern wird erwartet, dass sie zur Vorbereitung regelmäßig (kurze) Kommentare zu einzelnen Textstellen verfassen, die als Grundlage für die Seminardiskussion sowie für die Hausarbeit bzw. das Portfolio dienen.

Literatur zur Vorbereitung:

Dainat, Holger: Der unglückliche Mörder. Zur Kriminalgeschichte der deutschen Spätaufklärung. In: ZfdPh 107 (1988), S.517-541
Freund, Winfried: Die deutsche Kriminalnovelle von Schiller bis Hauptmann. Einzelanalysen unter sozialgeschichtlichen und didaktischen Aspekten. Paderborn u.a.: Schöningh ²1980
Landfester, Ulrike: Das Recht des Erzählers. Verbrechensdarstellungen zwischen Exekutionsjournalismus und Pitaval-Tradition 1600-1800. In: Uwe Böker/Christoph Houswitschka (Hg.): Literatur, Kriminalität und Rechtskultur im 17. und 18. Jahrhundert. Tagung am 17. und 18. Juni 1994 an der Technischen Universität Dresden. Essen: Die Blaue Eule 1996, S.155-183
Marsch, Edgar: Die Kriminalerzählung. Theorie – Geschichte – Analyse. München: Winkler 1972
Schönert, Jörg: Kriminalgeschichten in der deutschen Literatur zwischen 1770 und 1890. Zur Entwicklung des Genres in sozialgeschichtlicher Perspektive. In: Ders.: Perspektiven zur Sozialgeschichte der Literatur. Tübingen: Niemeyer 2007, S.63-82
Kriminalliteratur_Seminarprogramm

LMU Wintersemester 09/10

HS/PS Literatur im Postzeitalter (gemeinsam mit Prof. Dr. Oliver Jahraus und Dr. Mario Grizelj)

In der medienwissenschaftlichen Diskussion ist die Post zu einem prominenten und zentralen Medienparadigma geworden. Sie kann zudem als Mediendispositiv verstanden werden, das Medientechnik, Medieninstitution und -organisation ebenso wie die Zirkulation der Medienströme, Zeichen und Diskurse umfasst, eigene mediale Formate hervorgebracht hat, und sich generell systematisch und historisch (sowohl medien- als auch technik- und gesellschaftsgeschichtlich) ausfalten lässt. Insbesondere ist dies durch eine dekonstruktivistische Theoriebildung untermauert worden, die zudem klassische Kommunikationstheorien problematisiert. Das Seminar untersucht die Möglichkeiten, dieses Mediendispositiv einzusetzen und herausragende medienwissenschaftliche, literaturanalytische und kulturtheoretische Fragestellungen neu anzugehen. Gegenstand des Seminars sind literarische Texte (Goethe: „Werther“, Poe: „The Purloined Letter“, Stoker: „Dracula“, Mayröcker: „Paloma“), Kommunikationsformen (Briefwechsel, Postkarten, E-Mail, SMS), Theorien (Derrida: „Die Postkarte“, Siegert: „Relais“, Lacan: „Das Seminar über E.A. Poes ‚Der entwendete Brief‘“) sowie Geschichte und Funktionen der Post.
Post_Seminarprogramm

Workshop Max Frisch: 'Homo faber' (gemeinsam mit Dennis Dold, Karsten Lorek, Janine Ortiz und Nicolas Wiater)

Die Fähigkeit, einen literarischen Text analysieren und interpretieren zu können, ist die wichtigste Kompetenz in den Literaturwissenschaften. Der Workshop setzt sich zum Ziel, in der besonders konzentrierten Arbeitsform einer Blockveranstaltung diese Fähigkeit praxisnah einzuüben. Dazu werden am Beispiel eines klassischen Textes der deutschen Literatur „close readings“, also genaue und textnahe Lektüren, gemeinsam durchgeführt. Der Workshop ist damit besonders geeignet, das methodische Rüstzeug für ein literaturwissenschaftliches Examen zu erwerben. Gegenstand des diesjährigen Literaturworkshops ist Max Frischs „Homo faber“, der eine Vielzahl an Themen und intertextuellen Verweisen eröffnet und für eine intensive Lektüre besonders gut geeignet ist. An dem Workshop nimmt Prof. Dr. Klaus Müller-Salget (Innsbruck) teil, der zahlreiche Publikationen zu dem Roman veröffentlicht hat (zuletzt den Band „Erläuterungen und Dokumente“, Stuttgart: Reclam 2008). Ergänzt wird die Veranstaltung außerdem durch Gäste aus angrenzenden Fächern, die interdisziplinäre Perspektiven auf den Text ermöglichen.
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LMU Sommersemester 09

Workshop Gegenwart kontrovers. Literatur – Musik – Film – Bildende Kunst (gemeinsam mit Frank Habermann, Anne Kolb und Tanja Prokic)

Keine Literaturgeschichte, keine Musikgeschichte, keine Filmgeschichte und keine Kunstgeschichte könnte ohne ihre Skandale geschrieben werden. Es scheint geradezu ein wesentliches Merkmal von Kunst zu sein, Grenzen zu überschreiten, Normen zu verletzen und Moralvorstellungen zu desavouieren. Die Geschichte der Kunst ist immer auch eine Geschichte ihrer Kontroversen. In dem Workshop wollen wir diesen Zusammenhang hinterfragen: Worin liegt die enge Verbindung von Kunst und Kontroverse begründet? Haben Provokationen – seien sie auf Ebene des Inhalts oder auf der Darstellungsebene – vielleicht die Funktion, systematisch die Grenzen ihrer Gegenwart auszuloten? Welche Bedeutung kommt dabei der Indizierung zu? Welche Auswirkungen sind durch die diskursiven Praktiken der Zensur auf das, was Gegenwart sein kann, zu denken (vgl. das Beispiel der ‚Killerspiele‘)? Was können wir aus den Kunstkontroversen über unsere Gegenwart erfahren? Warum ist die öffentliche Diskussion um Kunstskandale gegenwärtig eher zurückhaltend? Was gilt heute überhaupt noch als kontrovers?
Der Workshop richtet sich an alle interessierte Studierende, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Die Referenten stammen aus unterschiedlichen Fachbereichen und beleuchten das Thema des Workshops aus verschiedenen Perspektiven. Dabei steht die gemeinsame Diskussion im Vordergrund.

Dienstag, 28.07.2009
Raum A U115 (LMU Hauptgebäude)
Programm:
10:00-10:30 Tanja Prokic: Einführung
10:30-11:30 Anna Auguscik: Aravind Adiga, The White Tiger (2008). Zwischen Repräsentanz und Kontroverse
11:30-12:30 Karin Koschkar: Seifenblasen aus Leichenwaschwasser oder: wo liegt die transparente Grenze zwischen Kunst und Nicht-Kunst?
14:30-15:30 Markus Heidingsfelder: Die Sub-Version. Überlegungen zu einem zentralen Paradigma der Pop-Theorie
15:30-17:00 Tim Reuter: „Sie sind so hässlich, Sie könnten glatt ein modernes Kunstwerk sein!“ Filmkontroversen und die Ästhetik des Hässlichen
GegenwartKontrovers

PS Poetologie der Soziologie. Rhetorik, Metaphern und Narrative des Sozialen (mit Julian Müller)

In der aktuellen kulturwissenschaftlichen Forschung hat sich die Frage nach dem Verhältnis von Literatur und Wissen als ein zentraler Forschungsbereich etabliert. Unter dem Schlagwort der Wissenspoetik wurde im Anschluss an Michel Foucault eine Position formuliert, die Wissen als ästhetisches Phänomen auffasst. Anhand klassischer soziologischer Texte (Comte, Marx, Durkheim, Parsons) wollen wir im Seminar versuchen, diesen Ansatz zwischen Soziologie und Kulturwissenschaften interdisziplinär fruchtbar zu machen. Dazu werden wir zunächst auf die Forschungsdiskussion um eine Poetologie des Wissens zwischen Joseph Vogl und Gideon Stiening eingehen und Möglichkeiten, aber auch Grenzen dieses Ansatzes diskutieren. Dass die Soziologie in ihrem Gegenstandsbereich auf die Produkte ihrer eigenen Arbeit stößt, ist ein soziologischer Allgemeinplatz – viel zitiert, aber in der Forschungspraxis nur wenig berücksichtigt. Im Zentrum des Seminars steht daher der Versuch, die soziologischen Klassiker als (auch) poetische Texte zu lesen. Ziel des Seminars soll es sein, die beiden Disziplinen produktiv in Verbindung zu bringen und das methodische Rüstzeug zu erarbeiten, um die rhetorisch-textuellen Strategien und die Wirkmächtigkeit soziologischer Narrationen zu untersuchen. Das Seminar richtet sich an Studierende, die die notwendige Neugierde an diesem interdisziplinären Vorhaben mitbringen und sich nicht durch die Lektüre fachfremder Texte abschrecken lassen.
Poetologie_der_Soziologie_Seminarprogramm

LMU Wintersemester 08/09

PS Dramen des Sturm und Drang

Nur etwa ein Jahrzehnt, ungefähr die 1770er Jahre, dauert die Epoche des Sturm und Drang. Sie liegt in einer Zeit sozialer und kultureller Umbrüche, in der Zeit des Endes der Frühen Neuzeit und des Aufbruchs in die Moderne. Ambivalent ist das Verhältnis zur Aufklärung. Die Literatur des Sturm und Drang ist gleichzeitig deren Dynamisierung und radikale Binnenkritik. Auf Basis der Lektüre ausgewählter Dramen und theoretischer Schriften soll im Seminar ein Verständnis der Epoche erarbeitet werden. Außerdem ist es ein Ziel des Seminares, exemplarisch die Fähigkeit zur textnahen Analyse zu vermitteln. Dafür ist es notwendig, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer schon vor Beginn der Veranstaltung folgende Dramen lesen: Heinrich Wilhelm von Gerstenberg: Ugolino (RUB 141), Johann Wolfgang Goethe: Götz von Berlichingen (RUB 71), Jakob Michael Reinhold Lenz: Der Hofmeister (RUB 1376 oder Werkausgabe 8755), Ders.: Die Soldaten (RUB 5899 oder Werkausgabe 8755), Friedrich Maximilian Klinger: Die Zwillinge (RUB 438), Johann Anton Leisewitz: Julius von Tarent (RUB 111), Heinrich Leopold Wagner: Die Kindermöderin (RUB 5698), Friedrich Schiller: Die Räuber (RUB 15).
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Kol Michel Foucault: 'Die Ordnung der Dinge'

Michel Foucault ist einer der wirkungsmächtigsten Denker für gegenwärtige literatur- und kulturwissenschaftliche Debatten. In dem Lektürekurs wollen wir gemeinsam „Die Ordnung der Dinge“ diskutieren. Foucault geht darin grundlegenden Fragen des Wissens nach: Was ist für uns unmöglich zu denken? Von wo aus sind Erkenntnisse und Theorien möglich? Welche Bedingungen führen dazu, dass sich bestimmte Ideen, Wissenschaften und Rationalitäten bilden und wieder auflösen? Ausgehend von diesen Überlegungen entwirft Foucault eine Geschichte der Ordnungen des Denkens, die zahlreiche Anregungen für die eigene wissenschaftliche Arbeit gibt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollten sich den Text vor Seminarbeginn anschaffen (Michel Foucault: Die Ordnung der Dinge. Eine Archäologie der Humanwissenschaften. Frankfurt am Main 1974 u.ö. [= stw 96]) und für die erste Sitzung Vorwort und erstes Kapitel (bis S. 45) lesen.
Foucault_Seminarprogramm

LMU Sommersemester 08

PS Kafkas Erzählungen

Aus einem Brief an Franz Kafka vom 10. April 1917: „Sehr geehrter Herr, Sie haben mich unglücklich gemacht. Ich habe Ihre Verwandlung gekauft und meiner Kusine geschenkt. Die weiß sich die Geschichte aber nicht zu erklären. Meine Kusine hats ihrer Mutter gegeben, die weiß auch keine Erklärung. Die Mutter hat das Buch meiner andern Kusine gegeben und die hat auch keine Erklärung. Nun haben sie an mich geschrieben. Ich soll ihnen die Geschichte erklären. Weil ich der Doctor der Familie wäre. Aber ich bin ratlos.“ – Eine ganze Familie verzweifelt an der Interpretation der Verwandlung. Diese Anekdote scheint symptomatisch für die Kafka-Rezeption zu sein: Kafkas Texte provozieren den Leser zu einer Interpretation und verweigern sich gleichzeitig einer „Erklärung“. Im Seminar soll dieser Mechanismus genutzt werden, um ausgehend von einer textnahen Lektüre ausgewählter Erzählungen Interpretationen zu formulieren und diese hinsichtlich ihrer theoretischen Vorannahmen zu hinterfragen. Die Teilnehmer des Seminars sollten daher ein besonderes Interesse für theoretische Fragestellungen mitbringen.
Kafka_Seminarprogramm

LMU Wintersemester 07/08

Workshop Wolfgang Koeppen: 'Der Tod in Rom'

Literatur-Workshop, 22.-24. Februar 2008. Mit eine Gastvortrag von Prof. Dr. Günter Häntzschel: „Gespenster der Vergangenheit. Zu Wolfgang Koeppens Romanen der 50er Jahre“. Veranstaltet gemeinsam mit Dennis Dold, Karsten Lorek und Janine Ortiz. Gefördert von der LMU München.

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